Oft sind wir auf der Suche nach etwas, ohne zu wissen, was wir eigentlich suchen. Es dauert meist sehr lange, bis man das gefunden hat, was man zum Glücklichsein braucht.
Die Suchtbeauftragte unserer Schule, Frau Friedrich, hatte zu diesem Thema mit Unterstützung von Herrn Müllens für Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Klassen der Carl-Orff-Realschule puls im Sommer 2011 ein dreitägiges Seminar durchgeführt. Auf diesem Seminar wurden die Schülerinnen und Schüler über das Problem „Sucht“ aufgeklärt, um in diesem Schuljahr als ,,Suchtmultiplikatoren“ das Wissen, das sie erworben hatten, an die anderen Schülerinnen und Schüler weitergeben zu können.
Das positive Vertrauensverhältnis zwischen den 16 Teilnehmern wurde vor allem durch die lustigen Kennenlernspiele aufgebaut, wie zum Beispiel, dass man die Teilnehmer nach kurzer Zeit an der Stimme erkennen musste. Durch solche Spiele wurde uns der Einstieg sehr einfach gemacht, da man sich auf Anhieb gut verstand. Am ersten Tag erstellten die Teilnehmer dann ein Cluster mit den Forderungen und Wünschen an die Gruppe sowie den Erwartungen an die Seminarleiter. Die Schülerinnen und Schüler haben anschließend durch verschiedene praktische Übungen, wie etwa das Einteilen der verschiedensten Suchtmittel in Stoff gebundene und nicht Stoff gebundene Suchtmittel, ihr eigenes Wissen testen können. Sie konnten so eine andere Art des Lernens ausprobieren. Frau Friedrich wollte danach, dass die angehenden ,,Suchtmultiplikatoren“ aus einem Sack verschiedene Suchtmittel ziehen. Dann sollte jeder versuchen, das Suchtmittel zu erklären und in eigenen Worten formulieren, warum es süchtig macht und welche Nebenwirkungen es hat. An diesem Tag war das Highlight das „Besenspiel“, bei dem man versuchte, den anderen Mitspielern den Putzlappen mit einem Besen wegzunehmen. Das Spiel hat für ein weiteres Auftauen der Stimmung gesorgt und war für alle Beteiligten eine lustige Angelegenheit.
Am zweiten Tag wurde das Seminar im Martin-Butzer-Haus in Bad Dürkheim durchgeführt, um einmal aus dem Schulalltag auszubrechen. Im Sitzkreis sprachen die Teilnehmer mit den Seminarleitern über die Tabelle mit den Suchtmitteln. Dort waren nicht nur Drogen und Alkohol vertreten, sondern auch ganz alltäglich Dinge, die ebenfalls abhängig machen können, wie etwa das Fernsehen oder Kaffee. Die Tabelle war in Spalten eingeteilt. Dann sollte jeder für sich selbst entscheiden, wie oft man welches Suchtmittel konsumiert. Des Weiteren sollten die Schüler aufschreiben, auf was sie nicht mehr verzichten können, zum Beispiel war dies für viele Kaffee. Die größte Herausforderung für die Schülerinnen und Schüler war dabei, dass sie für sich selbst entscheiden mussten, wo ist alles noch Genuss und wann fängt die Sucht an. Frau Friedrich und Herr Müllens wollten damit bewirken, dass die Seminarteilnehmer selbst versuchen, das Phänomen „Sucht“ einzugrenzen bzw. zu beschreiben. Für persönliche Gespräche und Fragen waren Frau Friedrich und Herr Müllens immer offen.
Einen Weg aus der Sucht zu finden, ist oft extrem schwierig, da man dazu gute Erinnerungen, positive Gedanken, schöne Erlebnisse und eine Zukunftsperspektive braucht. Alle diese Dinge speichern Menschen in sich wie in einem Tank, der ihnen Kraftreserven gibt, um diese schwierige Zeit durchzustehen. Deswegen sollten die Teilnehmer einen selbst gebastelten „Tank“ mit angenehmen Dingen füllen. Dazu sollten sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die Aufgabe bestand darin, den Karton-Tank zu verzieren und die Sachen, die einem im Leben wichtig sind, darin darzustellen.
Die beiden Lehrer überraschten die Schüler anschließend mit einem „Genussabend“. Alle saßen im Kreis und Frau Friedrich erklärte den Schülerinnen und Schülern, was Genuss ist. Um das zu zeigen, sollte man sich ein Stückchen Schokolade auf der Zunge zergehen lassen und sich dafür einmal so richtig Zeit nehmen. Bewusster Genuss statt gieriges Konsumieren. Danach sollte jeder versuchen, zu beschreiben, was er geschmeckt hat. Die Jugendlichen waren überrascht, dass ein bewusst und langsam genossenes Stückchen Schokolade besser schmeckt als mehr Schokolade, die man schnell herunterschlingt, da man den Geschmack intensiver aufnimmt und auskostet bei einem Stückchen, für welches man sich wirklich Zeit lässt.
Danach gingen acht Schüler vor die Tür und haben sich beruhigende bzw. positive Geräusche überlegt. Dann kamen sie wieder herein und machten zum Beispiel den Wind und den Regen nach. Alle Mitwirkenden hatten diese Geräusche als angenehm empfunden. Nun sollten die angehenden Suchtmultiplikatoren einem teilnehmenden Studenten mit einem Pinsel über die Arme streichen, sodass der Student das Gefühl von Entspannung empfand. Am Abend fand eine kleine Abschiedsfeier mit alkoholfreien Cocktails statt, die wir selbst mischten.
Am dritten Tag haben alle einen Zettel mit Fragen bekommen. Auf dem Zettel waren unter anderem Fragen, wie zum Beispiel „Was ist dir wichtig in deinem Leben?“ oder „Auf wen kannst du dich verlassen, wenn du Probleme hast?“ Der Sinn des Fragebogens war es, dass man sich einmal vor Auge hält, was man im Leben hat und dass man auf diese Dinge zurückgreifen kann, wenn man mal einen schlechten Tag hatte: Freunde, Familie, Hobbys etc. Dann hat jeder Teilnehmer in seinen eigenen Worten erklärt, was für ihn eine Sucht ist. Die Seminarleiter haben die Schülerinnen und Schüler anschließend darüber aufgeklärt, dass man einem Süchtigen nur helfen kann, wenn er sich selbst helfen lassen möchte. Wenn man ihm hilft und er möchte das nicht, also der Süchtige sich selbst nicht als süchtig erkennt oder wahrnimmt, dann kann es sein, dass man in eine sogenannte ,,Co-Abhängigkeit“ rutscht. Das heißt, dass man das Suchtverhalten des Betroffenen verharmlost, sich für das Verhalten entschuldigt und sich sogar selbst dafür verantwortlich macht. Aber man kann den süchtigen in eine bestimmte Richtung lenken, indem man gemeinsam zu einer Suchtberatung geht, häufig mit ihm redet und für ihn da ist, bis er es schließlich einsieht und versucht, gegen die Sucht anzukämpfen.
Zum Schluss haben die Schülerinnen und Schüler sich gegenseitig ihre gebastelten Tanks voller positiver Dinge vorgestellt. Die ,,Suchtmultiplikatoren“ sollten sich nun Ideen einfallen lassen, wie sie das Gelernte an andere weitervermitteln könnten. Daraus entstand die Idee, die Theater-AG, solle Stücke schreiben mit dem Thema Sucht im Mittelpunkt, um für weitere Aufklärung an unsere Schule zu sorgen. Außerdem soll auch in diesem Jahr voraussichtlich wieder ein solches Seminar durchgeführt werden, denn je mehr Menschen sich mit diesem heiklen Thema auskennen, desto besser.
Ich möchte mich abschließend im Namen aller ,,Suchtmultiplikatoren“ nochmals herzlichst bei Frau Friedrich und Herrn Müllens für die lehrreichen Tage bedanken, sowie für den Spaß, den wir gemeinsam hatten. Ich wünsche den ,,Suchtmultiplikatoren“ noch viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer kreativen Ideen. Solltet ihr mehr über dieses wichtige Thema erfahren wollen, sprecht doch einfach Suchtmultiplikatoren, die ihr kennt, an. Sie helfen euch bestimmt gerne weiter.
Samantha Rizzo, 10c
Lass dir helfen, bevor die Sucht dein Leben lenkt! Nimm die Fäden selbst in die Hand, bevor die Sucht alles bestimmt!