Im Mai dieses Jahres fuhr ich mit dem jährlichen Schüleraustausch nach Frankreich. Genauer gesagt nach Vouvray, in die Nähe von Tours am Fluss Loire.
Es war schon das dritte Mal, dass ich zu einem französischen „Korrespondenten“ (les correspondantes) gefahren bin, doch dieses Jahr war es etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil die beste Lehrerin der Schule, Frau Pfaff, und eine gute Freundin mitfuhren, sondern auch wegen meiner tollen Austauschpartnerin Julie Leroy.
Nach knapp 16 Stunden Fahrt kamen wir in der kleinen Stadt Vouvray an. Unser Bus fuhr uns bis zum „CollègeGuestonHuet“ (= Die Austauschschule). Dort warteten schon unsere Franzosen mit ihren Eltern und Mitschülern. Ich war sehr angespannt, denn ich kannte die Julies Familie nur von Bildern. Als dann aber ihr Vater aus dem grauen Peugeot stieg, fiel mir ein Stein vom Herzen. Er sah vom ersten Moment an sympathisch aus. Auch Julies Schwester war von Anfang an nett. Die Mutter würde ich erst später kennen lernen.
Nach der typisch-französischen Küsschen-Küsschen-Begrüßung fuhren wir auch schon zu Julie nach Hause. Das Haus der Familie Leroy war groß und der gepflegte Garten stach mir sofort ins Auge. Zuerst zeigte mir Julie das gesamte Haus inklusive meinem Zimmer. Ich durfte in Julies Zimmer schlafen, sie schlief vorrübergehend bei ihrer Schwester.
Pünktlich um halb 9 gab es Abendessen. Quiche Loraine (=Lothringer Mürbeteigtorte mit geräucherten Speckstücken, Käse und Eier-Sahne-Soße; wird warm oder kalt gegessen). Lecker! Wir aßen immer sehr spät abends, an was ich mich noch gewöhnen musste. Während des köstlichen Abendessens kam Julies Mutter von der Arbeit. Sie begrüßte mich natürlich auch sehr freundlich und traditionell mit Küsschen-Küsschen. Danach ging’s für mich ab ins Bett. Es war ja auch ein ziemlich stressiger Tag.
Am zweiten Tag in Frankreich besuchten wir zuerst den französischen Unterricht für zwei Stunden. Doch bevor es in die Klassen ging, begrüßte uns die Direktorin in gebrochenem Deutsch. Dann lud sie uns alle noch zu Croissants und Orangensaft ein.
Nach dem Unterricht liefen wir mit den deutschen Lehrinnen Frau Pfaff und Frau Pongratz und der französischen Lehrerin Madame Huin in Vouvray herum und besichtigten die alte Stadtmauer und einen urigen Weinkeller.
Jeden Tag unternahmen die Deutschen und manchmal auch die Franzosen einen Ausflug. Zum Beispiel einen Trip zum Freizeitpark „Futuroscope“ oder zum Château de Blois. Wir besuchten mehrere Schlösser, denn die sind in der Gegend um die Loire nichts Seltenes. Außerdem sahen wir das Grab von Leonardo Da Vinci, der in der Kapelle des Schlosses von Amboise beigesetzt wurde.
Da Vouvray nur 7km von der großen Stadt Tours entfernt ist, fuhren wir an einem Tag dorthin und besichtigten den Dom, die Stadtmauer und die Altstadt. Doch auch das Shoppen kam nicht zu kurz. Dafür nehme ich mir immer Zeit! Ich kaufte mir unter anderem ein paar Schuhe, die in Frankreich zu der Zeit sehr im Trend waren.
Das Wochenende verbrachten wir in unseren Gastfamilien. Da meine deutschen Freunde Laura und Anika auch an dem Austausch teilnahmen und unsere Franzosen sich alle miteinander gut verstanden, unternahmen wir auch am Wochenende etwas gemeinsam. Als erstes übernachteten wir alle bei dem 15-jährigen Merlin. Wir aßen zusammen Pizza und versuchten, uns mit Händen und Füßen zu verständigen.
Als wir dann acht Tage später wieder zu Abreise antraten, lag traurige Stimmung in der Luft. Wir alle hatten uns super verstanden und tauschten auch schon Handynummern und E-Mail-Adressen aus, um den Kontakt zu halten. Als uns die Lehrer mitteilten, dass es soweit wäre und wir abfahren müssten, umarmten wir uns alle nochmal und dann ging es auch schon in den Bus. Kaum war dieser abgefahren, rannten die Franzosen dem Bus hinterher. Wie süß. Doch irgendwann wurden sie langsamer und langsamer. Man sah noch ein Winken und dann waren sie verschwunden.
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Aber nicht für immer, denn wir werden uns alle wiedersehen!
von Christina Wittemann, 10d